Der Wunsch, seinem eigenen Schicksal zu entkommen, es zu formen und kontrollieren, scheint uns immanent. Ungewollt werden wir jedoch zur Zielscheibe des selbigen, zum Spielball von Imagination und Realität - wie König Ödipus.
Mit seinen dokumentarischen Produktionen und theatralischen Formen legt der Multimedia- und Konzeptkünstler Wang Jianwei den Finger auf die Wunden der Zeit und übt - subtil und offen zugleich - Kritik an der chinesischen Gesellschaft. Ausgangspunkt für sein neustes Projekt „Welcome you to the true desert" ist eine wahre Begebenheit: Ein 16-jähriger Junge zieht mit seinen Eltern vom Land in die Stadt. Erschlagen von den neuen Einflüssen, sucht er nach seinem Platz im Leben und findet in der Welt der Internetspiele Zuflucht vor der Realität. Bald darauf vermischen sich die Welten. Was ist real, was nicht? Philosophischer Hintergrund des Projektes sind Jacques Lacans Begriffe des Realen, Symbolischen und Imaginären. In einer Mischung aus Video, Performance, Sound und Installation entführt uns Wang Jianweiin Lacans Universum und schafft einen grenzübergreifenden Raum, der den Performern auf der Bühne als Spielfläche dient. Diese nehmen verschiedene Identitäten an, folgen unterschiedlichen Verhaltensmodellen, wechseln Kostüme, Arbeitsgeräte. Sie agieren in einer unbeständigen künstlichen Welt - der unseren.
Der Titel ist das Zitat des Buchtitels von Zizeks Werk "Welcome you to the desert of the real", dessen Philosophiekonzept in der Performance dargestellt wird.
Eine Koproduktion des ZÜRCHER THEATER SPEKTAKEL und CULTURESCAPES