Als Pionier der unabhängigen Tanzszene gilt das Living Dance Studio aus Peking, unter der Leitung der Choreografin Wen Hui und des Dokumentarfilmregisseurs Wu Wenguang. Ausgangspunkt für die achtstündige Performance „Memory" sind Erinnerungen an Chinas Kulturrevolution vor mehr als 40 Jahren. Choreographin Wen Hui erweckt ihre Kindheitserinnerung durch Worte und Musik auf der Bühne zum Leben. Gemeinsam mit der Schauspielerin Feng Dehua widmet sie sich der kreativen Kraft unseres Körpergedächtnisses. Was das Gedächtnis verdrängt, bleibt dennoch jeder Zelle unseres Körpers eingeschrieben. Indem Wen Hui historische Ereignisse und zeitgenössische Ästhetik verknüpft, enthüllt sie den Körper als lebendes Archiv, das Spuren seiner eigenen Vergangenheit und Verweise auf die Zukunft bewahrt.
Das überdimensionale Netz auf der Bühne hat die Choreografin dem Moskitonetz ihrer Kindheitserinnerungen nachempfunden. Früher hing es über ihrem Bett, der Bühne ihrer ersten Auftritte vor der eigenen Familie. Alte Familienfotos und deren Geschichten vermischen sich auf dem zarten Stoff des Netzes mit Bildern aus Wu Wenguangs Dokumentarfilm „1966, My Time in the Red Guards" (1993) - die Kulturrevolution aus Sicht von fünf ehemaligen Mitlgiedern der Roten Garde.