Aserbaidschans literatur
Aserbaidschans literatur
Dichtung hat im historischen Gebiet von Aserbaidschan eine lange Tradition: Zu den ältesten Überlieferungen zählen Volkslieder, die durch mündliche Weitergabe über Generationen hinweg erhalten geblieben sind. Das ‹Kitab-i Dede Qorqud›, das Epos vom Vater Qorqud, wird in Aserbaidschan als Nationalepos verehrt. Es wurde im 12. Jahrhundert, während der Herrschaft der Seldschuken und der so genannten Atabey-Eldenizler niedergeschrieben. Man geht davon aus, dass viele Schriften in der Zeit der Islamisierung als heidnische Literatur zerstört wurden, so dass die ältesten, heute noch erhaltenen Teile schriftlicher Literatur aus dem 9. Jahrhundert datieren. Trotzdem entsteht in der islamischen Zeit eine reiche Literatur in arabischer Sprache und kurze Zeit später auch in lokalen iranischen oder türkischen Sprachen geschrieben im arabischen Alphabet. Ab dem 10. Jahrhundert nimmt der persische Einfluss im Mittleren Osten zu, Arabisch bleibt zwar weiterhin Sprache der Religion und der Wissenschaft, in der Literatur und Poesie aber wird das Mittelpersische vorherrschend. In diese Epoche einzuordnen sind Dichter wie Khaqani und Nizami. Nach der zweimaligen Eroberung Vorderasiens durch die Mongolen und der folgenden breiteren Besiedelung und kulturellen Übernahme des Landes durch Turkstämme entsteht ab dem 14. Jahrhundert auch eine reiche Literatur in türkisch-aserbaidschanischer Sprache. Dichter wie Gazi Burhaneddin, Nasimi und Füzuli prägten diese Epoche. Axel Langer, Kunsthistoriker und Experte für Miniaturmalerei, betrachtet die Kunst der Miniaturmalerei, eine hoch entwickelte Variante der Illustrierung dieser epischen Lyrik, am Beispiel der Liebesgeschichte ‹Leyla und Madschnun› in der Version von Nizami. Einen grossen Sprung in die Analyse zeitgenössische Literatur vollführt Daniel Schreiner mit seiner Annäherung an das Phänomen Ali Akbar, einen rebellischen Nachwuchsschriftsteller, dessen Kurzgeschichten hier erstmals in deutscher Sprache erscheinen. Visuell untermalt wird der Spagat zwischen Tradition und Moderne durch ein Bildessay von Ralph Hinterkeuser, dessen Aufnahmen das langsam zerfallende Erbe der sowjetischen Industrien zeigen.