Dirk Baecker: «Die These, die ich vertreten möchte, lautet, dass sich die Einheit der Vielfalt Europas einer kulturellen Codierung verdankt, die ihrerseits das Ergebnis eines für die Geschichte und in der Geschichte Europas zentralen Stresserlebnisses ist. Dieses Stresserlebnis, die Jahrhunderte der Völkerwanderung vor und nach der christlichen Zeitenwende, hat so viel mit der gegenwärtigen Situation der Weltgesellschaft und ihren Migrationen zu tun, dass Europa als Modell wirken kann. Man bewundert die Friedensleistung Europas in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts; und man importiert eine Kulturleistung, die das Produkt von Gewalt, Krieg und Frieden ist.» Dirk Baecker lehrt Kulturtheorie und Kulturanalyse an der Zeppelin University in Friedrichshafen am Bodensee und lebt in Basel.