Das Konzert ‹Sufi/Bach› bietet eine einmalige Begegnung zwischen Orient und Okzident auf musikalischer Ebene: Sufische Gesänge und Derwischtänze sowie die Kantaten BWV 93 und 107 von J. S. Bach – dramaturgisch unterstützt von Texten zur christlichen und sufischen Mystik.
Historisch gemeinsam ist dem Islam und dem Christentum die Angst vor dem sinnlichen Genuss, den die Musik bewirkt und der sich so leicht über das Wort legt. Also verdammte der Hl. Hieronymus noch den Gesang als Werk des Teufels, konnte sich gegen den Hl. Ambrosius aber nicht durchsetzen, da die engelhafte Musik eben gerade ihrer sinnlichen Wirkung wegen als Mittel, das Unsagbare auszudrücken, in die Liturgie Eingang fand. Im Islam überlebte der sich der Musik verpflichtende Orden des Sufismus, der die Wirkung der Musik bis zur Trance/Ekstase bewusst als religiöse Praxis einsetzt, Lust und Genuss also mit einbezieht. Dazu gehört auch der berühmte Kreistanz der Derwische.
‹Sufi/Bach› beschäftigt sich mit der Frage, inwieweit das in beiden Religionen idealisierte Wort in eine sinnliche Erfahrung überführt werden kann, und ob nicht auch die formal strenge Musik von Bachkantaten ekstatische Wirkung entfalten kann. Dazu werden die Texte sowohl des islamischen Philosophen Mevlana als auch der gespielten Bachkantaten näher vorgestellt. In der Gegenüberstellung beider Musikformen wird Gemeinsamkeiten und Gegensätzen des Islams und des Christentums nachgegangen und eine mögliche Verwandtschaft der mystischen Wirkung deren Musik aufgespürt – als Annäherung an das Göttliche in beiden Religionen.